Einfluss des Zeitverzugs von Diagnosestellung bis zum Therapiebeginn auf die Sterberate bei Krebspatienten
- Kategorien Pressemitteilung
- Datum Januar 2021
In vielen Weihnachtsbriefen und Rundschreiben mit guten Wünschen für das neue Jahr geht es um die aktuelle Corona-Krise. Auch wir beginnen mit diesem Thema, möchten jedoch Ihr Augenmerk auf eine ganz andere medizinische Herausforderung in dieser Zeit lenken, welche bereits im November im Deutschen Ärzteblatt thematisiert wurde. Angesichts der logistischen Hürden, die wir Ärztinnen und Ärzte im aktuellen Lockdown in unseren Praxen täglich meistern müssen, erscheint dieses Thema dringender denn je.
In der aktuell veröffentlichten Studie von Hanna et al. im British Medical Journal (*) wurde der Einfluss des Zeitverzugs von Diagnosestellung bis zum Therapiebeginn auf die Sterberate bei Krebspatienten in einer retrospektiven Meta-Analyse von über 2000 Artikeln in einem Zeitraum von 20 Jahren (2000 bis 04/2020) untersucht.
Betrachtet wurden die häufigsten Tumorentitäten (Blase, Brust, Lunge, Colon, Rektum, Kopf-Hals, Zervix). Wegen des meist indolenten Verlaufs wurde das Prostatakarzinom bewusst ausgeschlossen.
Der negative Effekt des Zeitverzugs aller drei Anti-Tumortherapien (OP, Strahlentherapie, Systemtherapie) wurde in 4-wöchigen Intervallen gemessen.
Ergebnis: Bei allen drei Therapieformen führte ein Zeitverzug von 4 Wochen zu einer signifikant erhöhten Sterberate. So hatte der 4-wöchige Zeitverzug der Operation eine um 6-8% erhöhte Sterberate zur Folge, der 4-wöchige Zeitverzug der Strahlen- und/oder Systemtherapie zeigte (insbesondere bei Kopf-Hals-Tumoren und beim Zervixkarzinom) eine um 9-13% erhöhte Sterberate. Zusätzlicher Zeitverzug um weitere 4 Wochen führte entsprechend zu einer weiteren Erhöhung der Sterberate. Diese war beispielsweise für Patientinnen mit Brustkrebs um 26% erhöht, wenn diese 12 Wochen auf eine Operation warten mussten.
Dass im Kampf gegen Krebs die Zeit ein sehr wichtiger Faktor ist, war bislang allgemein bekannt. Diese Studie belegt dies jedoch erstmalig mit Zahlen.
Wir Ärztinnen und Ärzte sind gerade in diesen schwierigen Zeiten dazu aufgerufen, dafür zu sorgen, dass Diagnostik und Therapie von Krebspatienten nicht zusätzlich verzögert werden. Da für uns als Strahlentherapeuten der Kampf gegen den Krebs ohnehin schon immer der Schwerpunkt unserer täglichen Arbeit darstellt, bieten wir Ihnen gerne an, sich direkt an uns zu wenden, wenn bei einem Ihrer Patienten Krebs neu diagnostiziert wurde oder der Verdacht darauf besteht. Wir kümmern uns um rasche Diagnostik, ein interdisziplinär onkologisches Konzept und einen schnellstmöglichen Therapiebeginn.
(*) Hanna TP et al. Mortality due to cancer treatment delay: systematic review and meta-analysis. BMJ 2020;371:m4087